Der Berliner Wohnungsmarkt im Vergleich: Die Mietpreise für möblierte Zimmer, Wohnungen und Studios im Überblick

Marle Schwien

Apr. 25 • 8 Minuten Lesezeit

Jeder zweite Student zieht nach dem Studium in eine neue Stadt. Während vor einigen Jahren die Abenteuerlust oder die familiäre Situation Auslöser für den Umzug in eine neue Stadt waren, treiben mittlerweile vor allem ehrgeizige Gründe den Städtewechsel an. Flexibilität gehört heutzutage zu den wichtigsten Eigenschaften, die in Stellenangeboten gefordert werden. So wählen internationale Studenten oder Berufseinsteiger aus dem Ausland Deutschland auch dank seines guten Rufes in der Welt als neue Wahlheimat. Insbesondere Metropolen haben eine enorme Sogwirkung auf die Menschen: In Deutschland wohnen aktuell bereits 73 Prozent in einer Großstadt. In den kommenden Jahren ist ein Anstieg auf 83 Prozent zu erwarten. Während diese Entwicklung in einigen Regionen schon jetzt zu leerstehenden Wohnungen führt, reagieren die Großstädte auf diesen Trend seit Jahren mit dem Gegenteil: Der Raum in den Innenstädten wird immer knapper, das Bauland immer teurer, die Mieten immer höher. Berlin zieht junge Menschen an wie kaum eine andere Stadt: Für Studienanfänger ist Berlin die attraktivste Hauptstadt, während die Gründerszene junge Berufseinsteiger anzieht.

Berlins Einwohnerzahl nimmt durch den enormen Wanderungsgewinn stark zu. Als Konsequenz kennt der Mietpreis in Berlin seit Jahren nur eine Richtung: aufwärts.

Das Ungleichgewicht zwischen der wachsenden Bevölkerung und einem immer knapper werdenden Wohnungsangebot in Berlin löst bei der Suche nach einem Domizil einen Wettbewerb zwischen Studenten und jungen Berufseinsteigern aus. Beide Gruppen suchen in der Regel nach ähnlichen Unterkünften zu einem erschwinglichen Preis.

Doch welche Mietpreise zahlen Studenten und Young Professionals in der Hauptstadt Berlin? Der HousingAnywhere Europäischer Mietspiegelindex analysiert die Mietpreisentwicklung von möblierten Privatzimmern, Studios und 1-Zimmerwohnungen. Dieser Report untersucht in einer Zeitspanne von einem Jahr 70.508 möblierte Unterkünfte in den europäischen Städten, die bei internationalen Studenten und Young Professionals besonders beliebt sind: Barcelona, Berlin, Brüssel, Madrid, Mailand, Rotterdam und Wien. Gleichzeitig verschärft der HousingAnywhere Europäische Mietspiegelindex die langfristige Perspektive von Vermietern und Immobilienverwaltern auf die Marktentwicklung in Berlin: Vermieter und Immobilienverwalter stehen vor der Herausforderung, mehr Angebot für die immer stärker werdende Nachfrage für Zimmer, Studios oder Wohnungen zu erfüllen. Genügend erschwingliche Wohnungen für internationale Studenten und ehrgeizige Berufseinsteiger können den Wohnungsmarkt in der deutschen Hauptstadt wieder ins Gleichgewicht bringen.

Internationales Flair, boomende Start-Up-Szene und vielfältiges Studienangebot zieht junge internationale Studenten an

Seit Jahren ist der Immobilienmarkt in Berlin kontinuierlich im Wandel. Berlin gilt als Stadt der großen Freiheit, vielen Künstlern und Discos. Viele junge Menschen aus aller Welt wagen sich in den Großstadtdschungel. Neueinwanderer schätzen die hochwertigen Arbeitsplätze und eine gute Lebensqualität. Dadurch wohnen in Berlin mehr junge Menschen als anderswo in der Republik. Laut Stadtentwicklung nimmt die Einwohnerzahl in Berlin jedes Jahr um 50.000 Menschen zu. Bis zum Jahr 2030 müssten also mindestens 194.000 Wohnungen neu gebaut werden. Bei 1,8 Bewohnern pro Wohnung, wären es sogar 330.000 neue Wohnungen, die hochgezogen werden müssten.

Die Hauptstadt zieht vor allem zwei Gruppen an: Studenten und junge Berufseinsteiger. Die Stadt erlebt im Wintersemester 2018/19 einen großen Ansturm auf die Universitäten und Fachhochschulen. Mit mehr als 191.000 eingeschriebenen jungen Menschen verzeichnet die Stadt ein Rekordhoch der Studentenzahl. Das sind fast 2900 mehr als im Jahr zuvor. Und auch für die Gründer- und Kreativszene bietet Berlin einen attraktiven Nährboden für junge Unternehmen. Durch den Start-Up Boom in einer neuen Gründerzeit erlebt die Hauptstadt eine Zuwanderung von jungen Berufseinsteigern und Entrepreneurs. Zusätzlich lockt der Dienstleistungssektor Arbeitnehmer nach Berlin.

Die wachsende Bevölkerung in Berlin löst somit einen starken Aufwärtstrend bei den Mietpreisen aus. Der zunehmende Wettbewerb für Wohnraum lässt sich unter anderem auf den enormen Wettbewerb unter internationalen Studierenden und Berufseinsteigern zurückführen. Dem geringen Angebot an bezahlbaren Wohnungen für junge Leute steht eine steigende Zahl von Premium-Wohnungen gegenüber. Diese Entwicklung prägt den Wohnungsmarkt in Berlin entschieden: Der Leerstand in Berlin ist von sechs Prozent (2002) auf drei Prozent (2011) des Wohnungsbestandes zurückgegangen. Bei zwei Prozent spricht man in Expertenkreisen davon, dass es eng wird am Wohnungsmarkt.

Ein weiterer Faktor, der die steigenden Mietpreise für möblierte Zimmer, Studios und Wohnungen in Berlin beeinflusst, ist die jährlich steigende Zahl von Austauschstudierenden, die sich für ein oder zwei Semester im Ausland einschreiben. Darüber hinaus suchen Millenials, die Generation der nun 25- bis 35-Jährigen, im Vergleich zu älteren Generationen den internationalen Austausch und leben im Ausland.

Fünfundachtzig Prozent der Berliner wohnen in einer Mietwohnung

Vier von zehn Personen in der EU wohnen in einer Wohnung. Der europäischen Vergleich zeigt, dass insbesondere Deutschland ein Mieterland ist: Während in den Niederlanden 30,3%, Österreich 29,7% und Belgien 20% der Bevölkerung in einer Wohnung zur Miete wohnen, leben in Deutschland stolze 39,3% in einer Mietwohnung. Traditionell wohnt ein Deutscher bis zum 35. Lebensjahr in einer Mietwohnung und beschäftigt sich erst danach mit einem Immobilienkauf. Im Hinblick auf Berlin wohnen dort sogar 85 Prozent der Einwohner in einer Wohnung zur Miete.

Generell empfehlen Verbraucherschützer, dass die durchschnittlichen Wohnkosten nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens übersteigen dürfen. Vergleicht man die durchschnittlichen Wohnkosten mit den durchschnittlichen Gesamteinnahmen der Berliner Haushalte, zeigt sich, dass die Mieter in der Hauptstadt mehr als 30 Prozent ihres Einkommen für ihre Wohnung ausgeben müssen. Die ungleiche Balance zwischen den Wohnkosten und dem Einkommen ist besonders bei den Studenten und jungen Berufseinsteigern spürbar. Für viele Nachwuchsakademiker ist die Studienfinanzierung durch die hohen Mietpreise erheblich erschwert. Studenten geben bis zu zwei Drittel ihres Gesamtbudgets für die Miete aus, da die BAföG-Pauschale von 250 Euro in Berlin häufig nicht ausreicht. Berlin gehört damit zu den teuersten Städten für studentisches Wohnen. Doch auch Young Professionals übersteigen mit ihrem Einstiegsgehalt häufig die durchschnittlichen Wohnkosten im Verhältnis zu den durchschnittlichen Gesamteinnahmen. Internationale und nationale Studenten wie auch Berufseinsteiger stehen in der Hauptstadt Berlin vor der Herausforderung, Wohnraum im Rahmen ihres geringen Budgets zu finden. Dadurch verschärft sich der Wettbewerb zwischen den Gruppen bei der Suche nach einem geeignetem Wohnraum.

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Die Mietpreise für möblierte Zimmer in Berlin steigen am stärksten an

Die wachsende Bevölkerung in Berlin durch internationale Studenten, einheimische junge Nachwuchsakademiker und junge Berufseinsteiger verdeutlicht die starke Nachfrage nach möblierten Zimmern in einer WG. In kaum einer anderen europäischen Großstadt sind die Mietpreise für Zimmer innerhalb des letzten Jahres so stark angestiegen wie in Berlin. Der erste HousingAnywhere Europäische Mietspiegelindex beweist den alarmierenden Trend: Innerhalb von nur einem Jahr sind die Wohnkosten für ein möbliertes Zimmer in Berlin um 7,32% auf 547,09€ pro Monat angestiegen. Diese Entwicklung ist vermutlich eine Reaktion auf die starke Nachfrage nach einem WG-Zimmer, was besonders bei Praktikanten und Studenten beliebt ist. In der Regel ist das Mieten eines möblierten Zimmers zeitsparend und auch günstiger für einen mittellangfristigen Aufenthalt in einer Stadt. Berlin ist nach Mailand (594,13€) der Spitzenreiter für die höchsten Mietpreise für möblierte Zimmer im europäischen Vergleich.

Durchschnittlicher monatlicher Mietpreis für möblierte Privatzimmer.

StadtQ3 2018Q4 2018Q3-Q4%Q4 Y/Y%
Barcelona€469,77€470,630.18%1.78%
Berlin€529,26€547,093.37%7.32%
Brüssel€505,96€522,203.21%3.44%
Madrid€470,50€500,696.42%7.69%
Milan€582,77€594,131.95%3.49%
Rotterdam€524,63€529,030.84%2.95%
Wien€441,15€451,932.44%0.76%

Mietpreise für möblierte Wohnungen in Berlin liegen unter dem europäischen Durchschnitt

Alle Märkte verzeichneten im vierten Quartal des vergangenen Jahres einen Aufwärtstrend bei den Mieten für 1-Zimmerwohnungen. Am signifikantesten sind die Zahlen für die Städte Barcelona mit einem starken Plus von 8,70% und Rotterdam mit 7,23% gegenüber dem Vorjahr. Am meisten zahlen Mieter für möblierte Wohnungen in Rotterdam (1.228,40€), gefolgt von Barcelona (1.139,65€), Mailand (1.133,06€) und Madrid (1.072,71€).

Die durchschnittliche Monatsmiete für eine möblierte Wohnung in Berlin bewegt sich mit einer Miete von 1.054,81€ und einer Mieterhöhung von 4,64% zum Vorjahr im Mittelfeld. Die günstigsten Mieten für möblierte Wohnungen zeigen Wien mit einer Miete von 891,95€ (+0,68%) und Brüssel mit einer Miethöhe von 901,85€ (+5,02%) auf.

Durchschnittlicher monatlicher Mietpreis für möblierte Wohnungen.

StadtQ3 2018Q4 2018Q3-Q4%Q4 Y/Y%
Barcelona€1.106,60€1.139,652.99%8.70%
Berlin€1.040,82€1.054,811.34%4.64%
Brüssel€900,26€901,850.18%5.02%
Madrid€1.057,88€1.072,711.40%6.27%
Milan€1.105,61€1.133,062.48%4.37%
Rotterdam€1.226,50€1.228,400.15%7.23%
Wien€880,55€891,951.29%0.68%

Möblierte Studios zeigen eine geringe Mietpreiserhöhung

Im Vergleich zum Vorjahr hat Rotterdam den stärksten Anstieg für möblierte Studios gezeigt: Ein Wachstum von 8,56% zum Vorjahr hebt die Miete für möblierte Studios auf 740,16€ an. Nichtsdestotrotz liegt Rotterdam damit weiterhin im Mittelfeld für die Mieten im europäischen Vergleich. Vornean zahlen Mieter in Barcelona 830,02€ (+6,23% zum Vorjahr) für ein möbliertes Studio, gefolgt von Mailand mit einer Miete von 825,12€ (+3,31%) und Berlin mit 812,31€ (+2,74%). Berlin katapultiert sich mit einer überdurchschnittlichen Miete zur drittteuersten Großstadt für möblierte Studios trotz einer der geringsten Mieterhöhungen von 2,74%.

Durchschnittlicher monatlicher Mietpreis für möblierte Studios.

StadtQ3 2018Q4 2018Q3-Q4%Q4 Y/Y%
Barcelona€825,10€830,020.60%6.23%
Berlin€810,83€812,310.18%2.74%
Brüssel€620,62€641,823.42%5.56%
Madrid€717,52€759,065.79%6.97%
Milan€819,62€825,120.67%3.31%
Rotterdam€691,52€740,167.03%8.56%
Wien€682,57€701,552.78%0.41%

Fazit

Berlin zieht mit seinem internationalem Flair, dem vielfältigen Studienangebot und seiner Start-Up-Szene junge Menschen an wie kaum eine andere Stadt. Neunzehn private und elf öffentliche Hochschulen ziehen im Wintersemester 2018/19 insgesamt mehr als 191.000 eingeschriebenen junge Menschen an. Hinzu kommt der attraktive Nährboden in Berlin für die Gründer- und Kreativszene, wodurch junge Berufseinsteiger in die Hauptstadt ziehen. Berlins Einwohnerzahl nimmt durch den enormen Wanderungsgewinn stark zu. Die wachsende Stadtbevölkerung in Berlin ist der zentrale Grund für den Aufwärtstrend für die Mietpreise für Zimmer, Studios und Einzimmerwohnungen. Die Konsequenz ist ein zunehmender Wettbewerb für Wohnraum zwischen internationalen Studierenden und Berufseinsteigern.

Der Europäische Mietspiegelindex verdeutlicht jedoch, dass sich Berlin mit den Mietpreisen auf einem moderaten bis hohem Niveau im Vergleich zu anderen europäischen Städten bewegt.

Insgesamt verzeichnet Madrid den stärksten Anstieg für Mietpreise im letzten Jahr. Besonders Zimmer sind mit einem Anstieg von 6,97% auf 759,06€ gestiegen und eine 1-Zimmer-Wohnung mit einem Wachstum von 6,27% auf 1.072,71€. Nichtsdestotrotz bleibt Madrid einer der günstigsten europäischen Hauptstädte für Studenten und junge Berufseinsteiger. Berliner Vermieter haben im letzten Jahr die Preise für möblierte Zimmer mit 7,69% drastisch erhöht. Möblierte Wohnungen in Berlin haben einen durchschnittlichen Anstieg von 4,64% verzeichnet, wodurch sich die Stadt weiterhin im Mittelfeld bewegt. Mieter zahlen für möblierte Studios nur 2,74% mehr im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch zählt Berlin mit einer Miete von 812,31€ damit zu den Spitzenreiter der teuersten möblierten Studios.

Der HousingAnywhere Europäische Mietspiegelindex unterstützt Vermieter und Immobilienverwalter dabei, eine langfristige Perspektive über die Mietpreisentwicklung zu erarbeiten. Vermieter stehen vor der Herausforderung, mehr Unterkünfte in den Städten zu errichten, damit die Nachfrage für Zimmer, Studios und Wohnungen in den europäischen Städten gesättigt werden. Wenn genügend und erschwingliche Wohnungen errichtet werden, kann der Wohnungsmarkt in diesen Städten wieder ins Gleichgewicht gelangen. Insbesondere bezahlbarer Wohnraum in der Nähe der Universitäten ist für internationale Studenten in der Hauptstadt wichtig. Eine bessere Koordination von Angebot und Nachfrage kann in Zukunft die Suche nach einer Unterkunft für die internationalen Studenten und Young Professionals erleichtern und gleichzeitig können die Vermieter ihre maximale Rendite ihrer Unterkünfte anpassen. Den HousingAnywhere Europäische Mietspiegelindex können Sie hier downloaden.

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